25 Mai 2023

Kamel Daoud: Meursault, contre-enquête

Kamel Daoud Meursault




Jusqu'à présent, c'est le meilleur livre d'un auteur algérien que j'ai lu.

Pour ceux qui connaissent "L'étranger" d'Albert Camus, ce roman en est l'épilogue, écrit du point de vue du frère de l'"Arabe" sans nom que Meursault, l'anti-héros de Camus, a abattu de sang-froid, sans donner d'histoire ni même de nom à la victime.

Kamel Daoud signe ici un petit chef-d'œuvre. Une partie importante de la littérature post-coloniale, qui accuse l'attitude coloniale évidente selon laquelle les colonisés ne sont qu'une masse de gens ("Arabes") qui ne sont pas dignes de leur propre histoire et même de leur propre nom.

Camus a été et est toujours largement célébré en Europe et dans le monde entier comme l'un des auteurs les plus influents du 20e siècle. Ce que Kamel Daoud souligne magnifiquement ici, c'est qu'il était aussi un raciste avec un état d'esprit de colonisateur.

Mais Daoud ne s'arrête pas là. Fervent défenseur d'une société pluraliste et ouverte dans son pays d'origine, l'Algérie, qui est très, très loin d'être ouvert ou pluraliste, Daoud ne se prive pas de critiquer l'Algérie d'aujourd'hui.

Le roman se déroule essentiellement dans un bar, où le frère de l'Arabe assassiné parle à une personne non décrite (le lecteur), et il devient évident au fur et à mesure que l'histoire se déroule qu'il s'agit probablement d'un visiteur venu de France, fan de l'œuvre de Camus et en quête de l'identité de l'"Arabe" assassiné dans le livre de Camus.

Après avoir trouvé le frère, qui est devenu un vieux pilier de bar dans un pays où les bars n'existent plus vraiment, où l'alcool est mal vu et où la religion semble être la seule chose qui reste, Daoud a composé certaines des attaques les plus poignantes et parfois les plus amères contre l'islam que j'aie rencontrées jusqu'à présent.

Ou, pour être plus précis, le type d'islam tel qu'il est propagé et vécu dans la société algérienne d'aujourd'hui.

J'espère que ce livre sera davantage lu en Algérie même, un pays où il n'est pas facile de mettre la main sur des livres qui ne sont pas le Coran.


12 Mai 2023

Hermann Hesse: Gesammelte Werke 3 - Gertrud - Kleine Welt

 

Hermann Hesse:

Gesammelte Werke 3

Gertrud

Kleine Welt

 

Nach vielen Jahren Pause (und des Lesens anderer Bücher) also Retour zu Hesse.

Gertrud, nach Camenzind Hesse's zweiter "Roman" (eigentlich nur eine Novelle auf 190 Seiten), erweckte in mir ganz ähnliche Gedanken wie 2015 die Lektüre vom Camenzind.

Und zwar, dass in diesem frühen Werk schon in Ansätzen zu spüren ist, was später in Romanen wie "Demian" und dem "Steppenwolf" zur Blüte gelangen wird. Aber auch, dass diese frühen Würfe noch nicht "fertig" sind. Natürlich wird das dem Autor und seinem Werk nicht gerecht, denn ich gehe davon aus, dass der junge Hermann Hesse auch hier sein alles gab und aus dem Vollen schöpfte. Erst in der Rückschau kann man erkennen, dass hier "Würfe", "Entwürfe" entstanden sind, die wichtig Schritte auf dem Weg zum "richtigen" Werk des Autors waren.

"Gertrud" hat einige Erinnerungen an "Camenzind" hervorgerufen. Hier ist der Protagonist kein ungehobelt wirkender Almbauernsohn in der Stadt, sondern der verkrüppelte Sohn eines reichen Kaufmanns mit Talent und Passion für die Musik und das Komponieren.

Gertrud, quasi seine Muse, ist, wie so oft in Hesses Werken, die "unerreichbare Schön", und der - auch durch Liebe verkrüppelte - Komponist Kuhn quasi ein moderner Minnesänger. Und sein bester Freund, der draufgängerische, trinkende Schauspieler Muoth, ein Grobian mit wenig Feingefühl aber großem Herz (und Durst). Natürlich heiratet der dann auch noch die Muse, wie sollte es anders sein.

Was ich nach Beenden der Lektüre etwas verwundert dachte ist: die Figur eines ehemaligen Lehrers des Protagonisten Kuhn, den er zwei-, dreimal im Laufe der Erzählung trifft und der ihm von seiner "Religion", der Theosophie, berichtet, ist ein Handlungsstrang der einfach mal so abgewürgt wird. Außerdem erscheint es mir als seltene Ausnahme in Hesse's Werk, dass er so eine Lehre direkt beim Namen nennt. In späteren Werken wird eher angedeutet. Die "Morgenlandfahrt" könnte eine Chiffre für die Freimaurerei sein - es wird aber nicht explizit der Name einer Organisation etc.... genannt. Ich vermute, der spätere Hesse hat hier absichtlich abstrahiert, um die Klammer größter zu halten. Der Junge Hesse war da noch deutlicher.

Nach all dem Leiden, Schaffen, Suchen und Ringen ist das Fazit am Ende der Novelle und aus meiner Sicht die Kernaussage von "Gertrud" der folgende Abschnitt:

"Das Schicksal war nicht gut, das Leben war launisch und grausam, es gab in der Natur keine Güte und Vernunft. Aber es gibt Güte und Vernunft in uns, in uns Menschen, mit denen der Zufall spielt, und wir können stärker sein als die Natur und als das Schicksal, sei es auch nur für Stunden. Und wir können einander nahe sein, wenn es not tut, und einander in verstehende Augen sehen, und können einander lieben und einander zum Trost leben.

Und manchmal, wenn die finstere Tiefe schweigt, können wir noch mehr. Da können wir für Augenblicke Götter sein, befehlende Hände ausstrecken und Dinge schaffen, die vordem nicht waren und die, wenn sie geschlossen sind, ohne uns weiterleben. Wir können aus Tönen und aus Worten und aus andern gebrechlichen wertlosen Dingen Spielwerke erbauen, Weisen und Lieder voll Sinn und Trost und Güte, schöner und unvergänglicher als die grellen Spiele des Zufalls und Schicksals. (...) Wir können unser Herz dem Leben nicht entziehen, aber wir können es so bilden und lehren, daß es dem Zufall überlegen ist und auch dem Schmerzlichen ungebrochen zuschauen kann."

Soviel zu "Gertrud".
Diese Geschichte war bereits keine leichte Kost. In diesem Band folgt aber noch die Kurzgeschichtensammlung "Kleine Welt", die damals nicht gleichzeitig wie der Roman "Gertrud" erschien, aber noch zu Hesses Frühwerk gehört.

Was soll ich sagen? Ich habe es gelesen, damit ihr es nicht lesen müsst.

Tut es euch nicht an. Es ist mühsam. Und die Inhalte dieser Geschichten, die größtenteils im Schwäbischen Kleinstadtmilieur spielen, ähneln sich alle und ähneln auch früheren Geschichten. Immer ist der Protagonist männlich, anders als der Rest der Gesellschaft und immer geht es entweder (im Falle jüngerer 'Helden') um das Erwachsen werden und das Finden eines Weges in die Gesellschaft, oder, wenn es sich um ältere Männer handelt, um den Versuch, mal mehr, mal weniger tiefgründige Gedanken über den Sinn des Lebens anhand dieser Romanbiografien darzustellen.

Die fiktische schwäbische Kleinstadt Künzelsau taucht mehrmals auf und ich bin ehrlich - die Geschichten haben mich so sehr gefesselt, dass ich zwischendrin mehrere andere Bücher gelesen haben (z.b. zwei Romane von Stephen King und ein Buch über indische Astrologie). Mit anderen Worten: es war eine Qual und ich habe es nur zu Ende gebracht, weil Hesse mir einst viel bedeutete und meinem Leben im Alter von 17, 18 Jahren Sinn und Richtung gab.

Diese aktuelle Gesamtausgabe lagert seit nunmehr fast 20 Jahren in meinem Bücherregal, begleitete mich von Tübingen nach Dublin und nach 13 Jahren dort bis aktuell nach Paris- und ich möchte die Schriften von Hesse zumindest einmal im Leben gelesen haben.