29 November 2009

Michael Moorcock: "Elric von Melniboné" ("Elric of Melniboné")




Elric of Melnibone (The Tale of the Eternal Champion)


Als großer Fantasy-Fan hätte ich die "Elric"-Saga eigentlich bereits als 14jähriger lesen sollen (also vor über 15 Jahren). Ich hatte zwar einige Moorcock-Titel gelesen, dessen Hauptwerk "Elric" jedoch immer auf später verschoben.



Nun war es also so weit: ich habe mir einen englischsprachigen Sammelband mit dem Titel "Elric of Melniboné" gekauft, in welchem die erste Hälfte der Elric-Romane in chronologischer Reihenfolge abgedruckt sind.



Im Gegensatz zu "traditioneller" Fantasy à la Tolkien, hat man es bei "Elric" mit einem "Anti-Helden" zu tun. Ambivalent, ja pervertiert, auf jeden Fall leidend stellt sich der Herrscher von Melniboné dar. Depressiv, romantisch, aggressiv und immer hoch tragisch - Elric erfüllt all diese Klischees, aber das hat ja auch einen Grund: denn er war der Erste, Moorcock hat der Fantasy-Literatur diesen Stereotyp quasi "geschenkt". Alle die nachher kamen sind im Grunde nur noch pathetisch.



Pathos ist bei Elric allerdings auch angesagt. Zu Beginn der Reihe ist er noch fest auf dem Thron von Melniboné sitzender Herrscher. Zwar sägen schon Neider an dem Throne, und die kommende Tragödie zeichnet sich bereits ab. Denn Elric ist ein denkbar unambitionierter Monarch. Die Macht, welche er erbte, interessiert ihn nicht so sehr wie z.B. die Philosophie, die Schwermut aber auch die Liebe zu seiner Cousine.



Aber er ist eben auch der erste seines Volkes (eine albinohafte, weißhäutige Rasse, welche kriegerisch und magiebegabt ist und auf allen anderen Kontinenten der Welt gefürchtet und gehasst wird), der sich mit moralischen Zweifeln plagen muss. Er hinterfragt die versteinerten Traditionen seines überalterten Volkes und verachtet ihren Hochmut. Er sucht Befreiung und Liebe, bringt aber Unheil und Tod all denen, die seine Wege kreuzen.


Zum Glück hat Moorcock die Gabe, die Story auch regelmässig zu erhellen, nicht zuletzt durch die Einführung etwas leichtmütigerer Weggefährten.



Der einzige Wermutstropfen, den ich nach der ersten Hälfte der Elric-Romane verspürte, war dass ich die Romane dann teilweise doch etwas zu seicht, zu oberflächlich und zu schnell im Tempo fand. Mit 16 hätte ich mit Elric sicherlich aufregende Wochen und jede Menge Ideen für selbst verfasste Rollenspiel-Abenteuer gehabt. Mit über 30 jedoch ist die Elric-Sage eher ein Ausflug in meine Jugend, befriedigt meine Neugier und erfüllt ansonsten den Zweck, mein Verlangen nach "Nostalgie" zu stillen.

Nichts desto Trotz ist die Elric-Saga nach wie vor ein "must" für alle Fantasy-Fans. Als Fantasy-Fan Elric nicht zu kennen ist wie... nun wie ein Pop-Fan der noch nie etwas von den Beatles gehört hat. Man muss die Beatles nicht mögen, und kann trotzdem einen ausgezeichneten Musikgeschmack haben, aber sie sind Teil des "kollektiven Musik-Bewusstseins" - und genau so ist Elric (neben dem "Herrn der Ringe", der Narnia-Reihe und den "Nebeln von Avalon") einer der Grundsteine moderner Fantasy-Literatur.


2 Kommentare:

  1. Sehr interessant das Du hier Elric besprichst, hatte ich doch vor knapp 3 Monaten die Elric Saga noch einmal in der Hand. Auch hatte ich das Glück Elric von Melniboné mit 15 zu lesen. Damals hatte man dann eher Probleme damit den Schwermütigen Gedanken und Stimmungen eines "Helden" zu folgen. Ich bin gespannt wie Dir der Rest noch gefällt :)

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  2. Hi! Leider ist die englischsprachige Fortsetzung mit den restlichen Elric-Romanen (Titel "Stormbringer") in genau der Edition, die ich haben möchte, derzeit vergriffen.
    Etliche andere Moorcock-Bände warten noch darauf, gelesen zu werden, aber ich springe im Moment gerne von einem Genre zum nächsten.
    Dennoch, ich freue mich schon auf die nächste Begegnung mit dem tragischen Albino :-)

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